Antonio Marchesano in «Player Insights»

22. Nov. 2023

CSSL

In unserem Format «Player Insights» gehen wir mit Antonio Marchesano in die nächste Runde. Wir werfen einen kurzen Blick auf seine Laufbahn als Fussballer und seine Leistungen in der laufenden Saison. Als Krönung gibt es am Ende ein exklusives Interview zu lesen.

Antonio Marchesano, geboren am 18. Januar 1991 in Bellinzona, Schweiz, präsentiert sich auch im Alter von 32 Jahren als dynamischer und spielstarker Fussballvirtuose. Seine Wurzeln liegen in der Schweiz und in Italien, und seine Position als offensiver Mittelfeldspieler zeichnet sich vor allem durch eine hervorragende Spielübersicht, taktische Intelligenz, präzises Passspiel und einen starken Abschluss aus.

Karrierebeginn
Seine erfolgreiche Karriere begann er in den Jugendmannschaften des FC Lugano und der AC Bellinzona. In der Saison 2009/10 wechselte er aus der Tessiner Hauptstadt zum Erstligisten GC Biaschesi, wo er gegen den FC Tuggen ein beeindruckendes Debüt gab. In dieser Saison bestritt er 27 Liga-Spiele und erzielte dabei zwei Tore. Sein Weg führte ihn weiter zum FC Locarno und später zur AC Bellinzona, wo er sein Können in der Challenge League und im Schweizer Cup unter Beweis stellte. Seine Leistungen trugen dazu bei, dass die AC Bellinzona die Saison 2011/12 auf Platz 3 und die Saison 2012/13 sogar auf Platz 2 beendete (mussten jedoch aufgrund der fehlenden Lizenz für den Profibereich einen Zwangsabstieg in die 1. Liga Promotion hinnehmen).

Im Sommer 2013 wechselte Marchesano zum FC Winterthur und setzte seine Erfolgsgeschichte in der Challenge League fort. Ein kurzer Abstecher zum FC Biel-Bienne brachte ihm nicht nur beeindruckende 13 Tore in 25 Spielen ein, sondern auch den gemeinsamen ersten Platz in der Torschützenliste mit Charles-André Doudin von Neuchâtel Xamax.

FC Zürich
Der Wechsel zum FC Zürich auf die Saison 2016/17 markierte einen Wendepunkt. Marchesano spielte eine Schlüsselrolle bei der Rückkehr des Klubs in die Super League. Seine Leistungen auf der europäischen Bühne in der UEFA Europa League unterstrichen seinen Einfluss auf dem Spielfeld. Obwohl er verletzungsbedingt nur 17 Mal zum Einsatz kam, war die Saison 2017/18 für Marchesano ein Jahr des Erfolgs. Er debütierte in der höchsten Schweizer Liga gegen den FC Luzern und war massgeblich am Gewinn des Schweizer Pokals mit dem FC Zürich beteiligt, wo er das 2:0 im Finale gegen die Berner Young Boys erzielte.

Die Saisons 2018/19 und 2019/20 waren geprägt von Toren in der Super League und bemerkenswerten Leistungen in der Europa League. Die Krönung seiner Karriere folgte in der Saison 2021/2022, als er mit dem FC Zürich den begehrten Schweizer Meistertitel gewann.

International war Marchesano nur in den Schweizer Juniorennationalmannschaften vertreten, wo er von 2010 bis 2012 in insgesamt 13 Spielen für die U20 und U21 sein Können unter Beweis stellte.

Nun präsentieren wir 6 Fakten über seine Leistungen in dieser Saison:

  1. Antonio Marchesano führt die Torschützenliste in dieser Saison mit neun Torbeteiligungen an, zusammen mit Chris Bedia von Servette und Kaly Sène von Lausanne.
  2. Damit hat «Tonino» seine Bilanz aus der Vorsaison bereits übertroffen: In 33 Ligaeinsätzen in der Saison 2022/23 erzielte er gerade einmal sechs Tore, zwei Treffer und vier Assists.
  3. Statistisch gesehen ist der 32-Jährige derzeit der Overperformer in der Super League: Seine sechs Tore erzielte er mit Abschlüssen, die sich zu 2,2 xG summieren. Die xG-Differenz von 3,8 ist die grösste in dieser Saison, gefolgt von GCs Tsiy Ndenge (3,7 - 5 Tore bei 1,3 xG) und Winterthurs Sayfallay Ltaief (3,1 - 6 Tore bei 2,9 xG). Der xG-Wert (xG steht für «expected goals» ) liegt immer zwischen 0 und 1. Mit ihm lässt sich für jede Torchance eindeutig bestimmen, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Ball von diesem Punkt aus im Tor landet.
  4. Marchesano hat genau 250 Pflichtspiele für den FCZ absolviert, für den er seit der Saison 2016/17 im Einsatz steht. In der Super League spielt er jedoch seit der Saison 2017/18. Hier gelangen ihm in 187 Einsätzen insgesamt 77 Torbeteiligungen, 44 Tore und 33 Assists. Seine erfolgreichsten Saisons waren bisher die Saison 2020/21 und die Meisterschaftssaison 2021/22, in denen er jeweils 13 Tore und sechs Assists in der Liga erzielte.
  5. Trotz seiner Körpergrösse von nur 1,68 m hat er beeindruckende sechs seiner 44 Super League Tore mit dem Kopf erzielt, zuletzt in der vierten Runde beim 3:0-Sieg gegen den FC Stade-Lausanne-Ouchy.
  6. Der kommende Gegner YB liegt ihm in der Liga überhaupt nicht, in 22 Begegnungen in der Super League hat er gegen die Berner Young Boys nur ein Tor erzielt. Zudem hat er gegen die Berner in der Super League (3S 4U) 15 Mal verloren, deutlich öfter als gegen die anderen Teams (gefolgt von 10 Niederlagen gegen Servette). Aber: Mit seinem 2:0 in der 72. Minute in Unterzahl entschied er im Mai 2018 den Cupfinal gegen YB, der letztlich 2:1 für den FCZ endete. Für Marchesano persönlich ist dies neben dem Meistertitel 2022 der einzige Titel im Klub.

Zum Abschluss dieses Artikels haben wir dem Routinier 6 exklusive Fragen gestellt:

Deine glorreichsten Momente sind mit dem FC Zürich verbunden. Welche Erinnerungen hast du an deinen Heimatverein, die AC Bellinzona? Und was machst du in deiner privaten Zeit?

  • Das Scheitern mit Bellinzona war ein schwieriger Moment in meiner Karriere, weil es der Klub war, in dem ich geboren wurde und weil die Mannschaft sehr stark war und wir in jenen Jahren in die Super League hätten aufsteigen können. Dass ich mit Bellinzona nicht in der Super League gespielt habe, belastet mich noch heute. Die meiste Zeit verbringe ich natürlich mit Freunden und meiner Familie, aber zwischendurch spielen wir mit meinem Idol Alessandro Del Piero zusammen Fussball.

Mentale Stärke ist im Profifussball besonders wichtig. Wie gehst du mit dem Druck und den Erwartungen um? Gibt es bestimmte Methoden oder Rituale, die dir dabei helfen?

  • Es ist nicht leicht, mit dem Druck im Fussball umzugehen, besonders wenn die Erwartungen hoch sind. Ich persönlich versuche, mich völlig abzuschalten, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin, damit ich eine ruhige Zeit mit meinen Mitmenschen verbringen kann, denen es egal ist, ob ich gut oder schlecht spiele. Meine Familie kann mir die Ruhe geben, die ich brauche, um einen klaren Kopf zu behalten.

Gibt es irgendwelche Fussballspieler oder Trainer, die einen grossen Einfluss auf deine Karriere und deinen Spielstil gehabt haben? Gibt es Eigenschaften oder Fähigkeiten, die du versuchst zu übernehmen?

  • Ich bin ein Spieler, der sich leicht an die Anforderungen der Trainer anpasst. Je nach den Bedürfnissen der Mannschaft und des Trainers kann ich auf die eine oder andere Weise spielen. Trotzdem erreiche ich mein Bestes, wenn der Trainer mir die volle Freiheit im Ballbesitz gibt. Breitenreiter hat mir auf jeden Fall klargemacht, wie wichtig es ist, sich in den richtigen Räumen frei zu bewegen, ohne sich unnötig viel bewegen zu müssen.

Du warst in verschiedenen Klubs in der Schweiz aktiv. Was würdest du sagen, welche Region (Stadt) hat dich am meisten positiv überrascht, bzw. wo hast du dich besonders wohl gefühlt?

  • In allen Städten, in denen ich gespielt habe, war ich glücklich, vor allem in Bellinzona, weil ich dort geboren bin und meine Familie und Freunde habe. Zürich ist wie eine zweite Heimat für mich, meine beiden Kinder sind hier geboren und meine Familie und ich sind sehr glücklich, hier zu leben.

Du hast mit dem FCZ einmal die Schweizer Meisterschaft und einmal den Cup gewonnen! Hättest du das je gedacht, und was glaubst du, war der Schlüssel zu diesem Erfolg?

  • 1 Challenge League, 1 Schweizer Cup, 1 Meisterschaft und 3 Europa League-Gruppenteilnahmen. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich hier bisher erreicht habe. Ich vermisse nur, dass ich einmal mit Zürich in der Champions League spielen konnte. Mein Ziel ist es auch, hier einen weiteren Titel zu gewinnen, um die Emotionen zu erleben, die ich in der Vergangenheit nicht erlebt habe. Die Gemeinsamkeit zwischen der Mannschaft, die damals den Meistertitel errungen hat, und derjenigen, die jetzt in der Meisterschaft spielt, ist definitiv die Mentalität, die einer der Schlüssel zum Erfolg war.

Gibt es ein besonderes Spiel oder einen speziellen Moment in deiner Fussballkarriere, der für dich unvergesslich ist?

  • Den Schweizer Cupfinal 2018 werde ich definitiv für immer in Erinnerung behalten. Für den Sieg und für das Tor unter unserer Kurve, bei dem auch alle meine Freunde und meine Familie dabei waren. Ein anderes ist sicher der 3:2-Sieg gegen Leverkusen im Letzigrund.

Was rätst du deinen aktiven Fans und den jungen Fussballern, die eines Tages auch professionell Fussball spielen wollen?

  • Ich rate jungen Menschen, sich von niemandem zu sehr unter Druck setzen zu lassen, hart zu arbeiten, aber immer mit einem klaren und ruhigen Kopf. Das Selbstvertrauen eines Spielers ist eines der wichtigsten Dinge, um gut zu spielen. Wenn ein Spieler selbstbewusst ist, kann er 30-40% mehr leisten. Deshalb empfehle ich, nie Angst zu haben, zu spielen oder Fehler zu machen. Dann braucht man wie in allen Sportarten immer Qualität, Mentalität und andere Komponenten. Aber der Kopf muss immer frei und gelassen bleiben.

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