Goldener Abgang eines Giganten
23. Mai 2025
CSSL
Letzter Tanz im Fussballrausch
Der FC Winterthur trotzt dem Schicksal. Ende März noch abgeschrieben, auf dem letzten Platz klassiert, mit sieben Punkten Rückstand auf den Barrageplatz – und jetzt das: Klassenerhalt. Pure Ekstase auf der altehrwürdigen Schützenwiese. Spieler im Freudentaumel, Trainer Uli Forte spricht von «Wahnsinn, richtiger Wahnsinn», in der Kabine herrscht «Harakiri». Und mittendrin: Fabian Frei, 35, der am Wochenende zuvor mit einem Penalty in der 96. Minute gegen Yverdon den Grundstein für dieses Wunder legte.
«Ich bin nur happy. Ich realisiere noch nicht, was grade abgeht», sagt Frei im TV-Interview mit glasigen Augen. Und doch ist es Realität: Dies war sein letztes Spiel als Fussballprofi.
Ein Karrierebuch mit goldenen Kapiteln
Was mit einem Debüt am 22. Juli 2007 gegen den FC Zürich begann, endet 480 Super-League-Einsätze später mit einer Geschichte, wie sie selbst ein Hollywood-Drehbuch nicht kitschiger schreiben könnte. Seit der Neugründung der Super League im Jahr 2003 hat kein anderer Spieler mehr Spiele in der höchsten Schweizer Liga bestritten als Fabian Frei. Er ist damit nicht nur Teil der Liga-Geschichte – er ist eine der grössten Geschichten davon!
Sein Karriereweg ist geprägt von Hingabe, Konstanz und einer Klasse, die sich nie in grossen Worten, sondern in grossen Taten ausdrückte:
- 56 Tore, darunter acht Mal mehrfach erfolgreich – sieben Mal doppelt, einmal ein denkwürdiger Dreierpack im Zürcher Letzigrund beim 4:0 gegen den FCZ.
- Nur ein einziger Platzverweis in 480 Spielen – eine Zahl, die für seine Fairness spricht.
- 9 Titel mit dem FC Basel: 6 Meisterschaften, 3 Cupsiege – eine Dekade voller Trophäen.
- Besonders gern spielte Frei gegen den FC Luzern: 52 Einsätze, 27 Siege, 7 Tore – seine ganz persönlicher Lieblingsgegner.
- 480 Spiele in der Super League: 386 für den FC Basel 1893, 64 für den FC St.Gallen 1879, 30 für den FC Winterthur. Hinzu kommen 53 Einsätze in der Bundesliga für den 1. FSV Mainz 05.
- International bestritt Fabian Frei 24 Länderspiele für die Schweiz und kam zu 115 Einsätzen in europäischen Wettbewerben (111 für Basel, 4 für Mainz).
Ein Jahr, das alles veränderte
Und dann kam dieses letzte Jahr. Dieses Kapitel Winterthur. Emotionen statt Trophäen. Kampf statt Glanz. Aber für Frei vielleicht der wertvollste Abschnitt überhaupt: «Rein von den Emotionen, die ich in diesem Jahr erlebt habe, kann man das gar nicht genug hoch einstufen. Es ist nicht mit einem Titel zu vergleichen, aber es ist absolut Gold wert.»
Ein letztes halbes Jahr, das den Frauenfelder in die Nähe seiner Wurzeln brachte. Zu dem, was Fussball im Innersten ausmacht: Leidenschaft, Kameradschaft, pure Freude. Eine Zeit, die man spürt – und nicht zählt.
Der Vorhang fällt – aber das Echo bleibt
Am nächsten Morgen kehrt der Alltag zurück – die Kinder gehen wie gewohnt zur Schule. Doch eines ist für Frei klar: «Irgendwann wird der Moment kommen, an dem ich das Training und die Kabine vermissen werde.»
Aber was bleibt, ist mehr als jede Statistik: Der Respekt von Fans, Mitspielern, Gegnern. Und ein Vermächtnis, das mit 480 Spielen endet, aber weit darüber hinaus weiterlebt.
Danke, Fabi. Danke für alles.












































